Die Euregiobahn rollt jetzt bis St. Jöris - bald bis Würselen-Merzbrück

AN-Online Patrick Nowicki 12.6.2014 - Wenige Minuten später passte der Rahmen zum feierlichen Anlass: Der 8. Abschnitt der Euregiobahn wurde eröffnet. Thomas Fürpeil, einer der beiden Geschäftsführer der Euregio-Verkehrsschienennetz GmbH, rief den Gästen zu: „Die Ringbahn kommt.“

In der Tat ist der Anschluss von St. Jöris nur ein Zwischenschritt. Schon in eineinhalb Jahren wollen die Streckenbauer sieben Kilometer weiter sein und den Anschluss an Stolberg schaffen. Damit wäre es Fahrgästen der Euregiobahn nämlich möglich, schneller an die Hauptstrecken Aachen-Köln und Aachen-Mönchengladbach zu gelangen.

 

Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass der Zeitrahmen eingehalten wird. Die Aufträge für die Gleisarbeiten sind vergeben, allerdings sind auch noch technische Hürden zu nehmen. Fürpeil nannte am Donnerstag die Anbindung ans elektronische Stellwerk am Stolberger Hauptbahnhof und das Trogbauwerk. „Wir sind aber sicher, dass wir das schnell in den Griff bekommen werden“, versprach er.

 

Zeitliche Verzögerungen beim Ausbau der Euregiobahn gehören zu ihrer Geschichte wie der Dom zu Aachen. Hans-Joachim Sistemich, jahrelanger AVV-Geschäftsführer, erinnerte sich noch gut daran, dass der Ringschluss ursprünglich für 2006 geplant war. Aber die Hürden in der Verkehrspolitik sind deutlich höher geworden. Land und Bund stießen zudem an finanzielle Grenzen. Alleine aus Düsseldorf flossen über 30 Millionen Euro in die Euregiobahn, davon knapp 13 Millionen Euro für den Ausbau von Weisweiler nach Langerwehe.

 

 

Der Geschäftsführer der Nahverkehr Rheinland GmbH (NVR), Heiko Sedlaczek, lobte das Projekt in größten Tönen: „Man muss die Euregiobahn als Erfolgsgeschichte bezeichnen. Derzeit nutzen sie 13.000 Fahrgäste täglich.“

 

Dass manches gehakt, es letztlich doch geklappt hat, führt er auf die Zusammenarbeit der beteiligten Partner zurück. Neben der NVR nannte er den Aachener Verkehrsverbund, die EVS und die DB Regio sowie die beteiligten politischen Gremien. Viel wichtiger sei ihm jedoch der Blick in die Zukunft: „Jetzt richten wir unser Hauptaugenmerk auf die letzten sieben Kilometer bis Stolberg.“

 

Ein weiteres Ziel ist der Umstieg der Züge von Diesel- auf Strommotoren. Ab 2019 will man mit dem Bau der Leitungen beginnen. Bedingung: Bund und Land stellen die finanzielle Unterstützung bereit.

 

An ein Scheitern wollte am Donnerstagmittag jedoch niemand denken. Bürgermeister Rudi Bertram bezog sich in seiner Begrüßung jedoch auch auf die Hürden der Vergangenheit: „Wenn mir vor einigen Jahren jemand gesagt hätte, dass ich in St. Jöris einen Bahnhaltepunkt eröffne, den hätte ich ausgelacht.“ Für Eschweiler sei die Eröffnung jedoch ein positives Signal. Wichtig sei nun, dass die Menschen die Strecke auch nutzen.

 

Darauf verwies auch Axel Wirtz, der in seiner Funktion als Beiratsvorsitzender der EVS zur Eröffnung sprach. Er machte deutlich, dass es wichtig sei, dass Land und Bund die Fördermittel nicht nur in Ballungszentren stecken: „Wenn in St. Jöris und woanders niemand in die Bahn steigt, kommt in Düsseldorf und Köln auch niemand an.“

 

Unmittelbar neben dem St. Jöriser Sportplatz befindet sich der neue Haltepunkt, der auch über eine Rampe von gehbehinderten Menschen erreicht werden kann. Ein Fahrkartenautomat und -entwerter zählen ebenso zum Inventar wie das standardisierte Wartehäuschen inklusive Sitzbank. In der Dunkelheit wird der Haltepunkt beleuchtet und ist videoüberwacht. Ein eigener Park&Ride-Platz muss jedoch warten.

 

Derzeit können die Parkplätze am Sportheim für Pendler genutzt werden. Was in St. Jöris besonders ist: Am Haltepunkt befindet sich ein Begegnungsgleis. Am Samstag wird die Strecke im Zuge eines kleinen Fahrplanwechsels ans Netz genommen. Einmal pro Stunde hält dann dort der Talent, der seine Passagiere binnen vier Minuten über 5000 Bahnschwellen zur Alsdorfer Poststraße bringt.

 

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